Berlin (PVS Verband), 1. Oktober 2019 – Die heute erschienene, von Jürgen Wasem im
Auftrag der Bertelsmann-Stiftung verfasste Studie „Vergütung ambulanter und
ambulant erbringbarer Leistungen“ belegt erneut, dass jegliche Angleichung der
Honorierungssysteme von GKV und PKV zu erheblichen Mehrbelastungen für die
gesetzlich Versicherten führen würde.

Einmal mehr wird nachgewiesen, dass bei einer Vereinheitlichung der Vergütungssysteme
allein im ambulanten Bereich in kürzester Zeit rund 5 bis 6 Mrd. Euro an ärztlichen Honoraren
verloren gingen. Dieses Ergebnis deckt sich punktgenau mit denen der „Kaiser-Studie“ des PVS
Verbandes („Experiment Bürgerversicherung – Bedrohung der medizinischen Infrastruktur“,
erschienen 01/2018). Die Dimension dieses Honorarausfalls hätte fatale Folgen. Praxen würden
schließen, Fachpersonal entlassen und durch notwendige Einsparungen auch die
gewohnte Qualität der medizinischen Versorgung deutlich sinken. Um dies zu verhindern,
bliebe dann nur ein Weg: Die Honorarverluste müssten durch höhere Beiträge der
gesetzlich Versicherten kompensiert werden. Genau hierauf weist die Bertelsmann-Studie
explizit hin.
„Moralisch wie auch sozialpolitisch wäre dies ein verheerendes Signal der Politik“, so Stefan
Tilgner, Geschäftsführendes Mitglied im Vorstand des PVS Verbandes. „Mehr noch. Die hier
diskutierte Angleichung der Vergütungssysteme stellt die Grundprinzipien des Sozialstaates
von Subsidiarität und Solidarität endgültig auf den Kopf. Wer solchen Überlegungen
nachhängt, sollte sich ehrlich machen und sagen, worum es ihm im Kern geht: die Einführung
einer Bürgerversicherung aus ideologischen Motiven, aber auf dem Rücken aller
Beitragszahler.“
Die Botschaft sollte endlich verstanden werden. Anstatt weiter irgendwelchen Chimären
hinterher zu laufen, müssen die bestehenden Probleme der Dualität aus EBM und GOÄ jetzt
angegangen werden. Hierzu zählt auch die Tatsache, dass der Verordnungsgeber seit rund 30
Jahren seiner Verpflichtung nicht nachgekommen ist, für eine stets aktuelle, den medizinischtechnischen
Fortschritt repräsentierende Gebührenordnung für Ärzte zu sorgen. Diese Aufgabe
wurde nun unter Aufbietung erheblicher Ressourcen von Ärzten und Kostenträgern weitgehend
übernommen. „Es bleibt allerdings abzuwarten, ob die Politik die Vorarbeiten würdigen und
hier einen Schritt nach vorn machen wird. Im Interesse der Versicherten wäre es allemal“, so
Tilgner abschließend.

Der PVS Verband vertritt als Dachorganisation von bundesweit 11 Privatärztlichen
Verrechnungsstellen, die als ärztliche Gemeinschaftseinrichtungen das privatärztliche
Honorarmanagement im Auftrag ihrer Mitglieder übernehmen, die berufspolitischen Interessen
von mehr als 25.000 niedergelassenen Ärzten, Zahnärzten und leitenden Krankenhausärzten.